Trauma
Ein psychisches Trauma ist eine Situation, welche für den Menschen äußerst bedrohlich und überwältigend ist.
Der Mensch ist in einem Zustand der absoluten Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Diese emotionale Stressreaktion hat auf der körperlichen Ebene keine Begrenzung - die Angst steigert sich bis zur Todesangst auf.
Beim Versuch, ein solch traumatisches Erlebnis dennoch zu überleben, wird auf der körperlichen Ebene dieser Aufschaukelungsprozess (Angst- Todesangst) blockiert, und es tritt eine Schockstarre, Einfrieren etc. ein., um die Übererregung einzudämmen.
Auf der psychischen Ebene wird der Zusammenhang zwischen der erlebten Situation und den dazugehörigen psychischen Reaktionen getrennt. Es entsteht eine Spaltung.
Die Erinnerungen an das Geschehen werden so weit wie möglich „geschwärzt“ und weggedrückt.
Die von diesem Geschehen isolierten Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken werden dann als unverständlich und sinnlos erlebt.
Ebenso können die vielfältigen Folgen, die aus dem Zerbrechen/Spalten der inneren Einheit entstehen, von dem betroffenen Menschen nicht mehr in einem kausalen Zusammenhang mit dem Ursprungsereignis gebracht werden.
Solange ein psychisches Trauma nicht als solches erkannt und von den Betroffenen auch nicht anerkannt wird, kann es auch nicht heil werden.
Klassische Traumaformen sind :
( Prof. Franz Ruppert "Symbiose und Autonomie" Klett-Cotta 2010)
1 ) das Existenztrauma bei dem es um die Erfahrung geht, dass das eigene Leben bedroht ist
2 ) das Verlusttrauma als Folge des plötzlichen oder absehbaren Verlustes eines Menschen, zu dem eine tiefe emotionale Bindung besteht.
3) das Bindungstrauma, weil ein Mensch keine Chance hat, einen sicheren und Haltgebenden Kontakt zu den anderen Menschen zu bekommen, mit denen er emotional abhängig und verbunden ist.
4) das Bindungssystemtrauma, das besagt, dass in einem Bindungssystem( Familie) die traumabedingte seelische Verwirrung, Verrohung und Aufspaltung so weit fortgeschritten ist, dass vor körperlicher und psychischer Gewalt, Inzest und sogar Tötung von Angehörigen dieses Bindungssystems nicht zurückgeschreckt wird.
Eine grundlegende Erkenntnis aus der Traumatheorie besteht darin, dass Menschen, die eine Traumaerfahrung machen mussten, kaum gesunde und unbelastete Beziehungen zu anderen Menschen eingehen können, weil sie durch die Traumatisierung den inneren Bezug zu sich selbst verloren haben und dadurch auch ihre Außenwelt nicht mehr richtig begreifen können.
Diese äußerst negative Auswirkung betrifft insbesondere innige emotionale Beziehungen, in erster Linie also zwischen Eltern und Kindern und zwischen erwachsenen Partnern.
Bindung und Trauma stehen deshalb in einem sehr engen Zusammenhang.
Es ist vor allem die extreme Angst, die ein Trauma als Erinnerungsspur in einem Menschen hinterlässt, welche den Aufbau gesunder Beziehungen beeinträchtig.
Anstelle von Wahrnehmungen treten Projektionen
Wenn also Eltern in ihrem Leben traumatisiert wurden, wird es für sie mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr schwer, ihren Kindern die Entwicklung einer sicheren Bindung zu ermöglichen.
Stattdessen entstehen verunsichernde hochambivalente Bindungen, in denen klammerndes Suchen von Nähe mit Vermeiden und Abweisen von Nähe wechselt.
Weil diese Bindungserfahrungen eine so tiefe Prägung für die Seele eines Menschen haben, führen sie im weiteren Leben oft zu einer Neuauflage der gleichen Grundmuster im Erleben von emotional nahen Beziehungen.
In den Paarbeziehungen wiederholen sich in der Regel die verwirrenden und konfliktträchtigen Muster, die sich im Verhältnis zu den Eltern ausgebildet hatten.
Therapie
Nach einer gewissen Zeit, kann es zu unterschiedlichen Symptomen, wie sich aufdrängende Erinnerungen( zumeist in Bildern, Träumen oder Geruchsempfindungen)kommen, auch
Albträume oder schreckhaftes Aufwachen in der Nacht und Angststörungen können sich entwickeln und über lange Zeit halten.
Körperliche Symptome werden unter dem Blickwinkel der Traumatheorie als Folge der Trennung der inneren Einheit von Körper, Geist und Seele gesehen.
Die durch eine Traumasituation ausgelösten Versuche, den erlebten Horror durch Einfrieren, Totstellen und vielfältige Aufspaltungen zu bewältigen, bewirken oft Blockaden von Nervenverbindungen, stören hormonellen Abläufe, tangieren das Immunsystem oder unterbrechen Stoffwechselvoränge im Körper.
Das heißt, körperliche Vorgänge, die zuvor im Gesamtzusammenhang gut integriert funktionierten, entgleisen und führen ein isoliertes Eigenleben im Körper der traumatisierten Person weiter.
Es lohnt sich für Patienten immer, den seelischen Hintergrund ihrer körperlichen Beschwerden näher zu betrachten, wenn deren Kausalität nicht eindeutig ( Ursache- Wirkung) nachzuvollziehen ist.
Die Ursachen für seelische wie körperliche Erkrankungen liegen oft in eigenen traumatischen Erlebnissen und in den symbiotischen Verstrickungen in das Trauma der Eltern.
Kinder speichern die traumatischen Erfahrungen ihrer Eltern in sich und tragen deren Lasten oft ein Leben lang mit sich herum.
Das Verursacht bei ihnen selbst ein Symbiosetrauma.
Traumaaufstellung:
Ich arbeite seit Jahren mit der Methode der Trauma-Aufstellung auf Grundlage der Bindungs- und Traumatheorie nach Prof. Dr. Franz Ruppert, vorwiegend in der Einzelarbeit aber auch in Gruppen.
Aufstellungen sind eine hochwirksame Methode, Hintergründe zwischenmenschlicher Konflikte, psychischer Probleme und körperlicher Krankheitssymptome zu erkennen. Sie helfen, seelische Aufspaltungen zu verstehen und zu überwinden und unterstützen die Löslösung aus symbiotischen Verstrickungen und den Weg in die Autonomie.
Diese teilweise nonverbal funktionierende Methode hilft, an Gefühle heranzukommen, die unbewusst und vorsprachlich abgespeichert sind und man kann dadurch an psychische Strukturen herangelangen, die durch verbale Interventionen nie erreichbar wären,
Dieser Vorteil ist insbesondere für die Aufarbeitung von frühkindlichen Traumaerfahrungen von unschätzbaren Wert.
Patienten verstehen ihre innere Zerrissenheit und Gespaltenheit immer mehr und besser und sind dadurch bereit, Schritte in die Richtung zu machen, ihre Ganzheitlichkeit wieder zu erreichen und heil zu werden.